Thomas Mann - Filme

Filme über Thomas Mann und sein Werk

Thomas Manns literarisches Schaffen hat nicht nur die Welt der Literatur nachhaltig geprägt, sondern auch Filmemacher inspiriert, seine Werke sowie sein faszinierendes Leben auf die Leinwand zu bringen. Im Folgenden finden Sie eine umfassende Übersicht über Filme, die auf den Erzählungen und Romanen Thomas Manns basieren, sowie Dokumentationen, die seinen Lebensweg und sein künstlerisches Vermächtnis beleuchten. Diese cineastischen Interpretationen eröffnen neue Perspektiven auf Manns vielschichtige Charaktere, während die biographischen Filme einen tiefen Einblick in das Leben eines der bedeutendsten Schriftsteller des 20. Jahrhunderts geben. Tauchen Sie ein in die Welt von Thomas Mann und erleben Sie, wie seine Geschichten und sein Leben durch die Linse der Filmkunst lebendig werden.

»Die Manns - Ein Jahrhundertroman« (2001) 

Selbst der strenge Marcel Reich-Ranicki war tief beeindruckt vom Doku-Drama »Die Manns - Ein Jahrhundertroman«, mit dem Heinrich Breloer (Regisseur und gemeinsam mit Horst Königstein auch Drehbuchautor) im Jahr 2001 einen spektakulären Erfolg landete. Die virtuose Verzahnung von dokumentarischen Aufnahmen und Interviews mit einer Spielfilmhandlung zeigte den Weg der großen Familie durch die Jahrzehnte ebenso vielschichtig wie unterhaltend. 312 Minuten war der Fernseh-Dreiteiler lang und führte durch die Münchner Jahre der Familie, dann in der NS-Zeit zunächst nach Frankreich und die Schweiz, schließlich ins amerikanische Exil und zurück nach Europa. Armin Mueller-Stahl war als Thomas Mann beeindruckend und führte das starbesetzte Ensemble der Spielszenen an, während die dokumentarischen Teile vor allem von den Aufnahmen mit Elisabeth Mann Borgese geprägt waren. Breloers Film machte die jüngste Tochter Thomas Manns, Kämpferin für den Schutz der Ozeane und Professorin für internationales Seerecht, auch einem großen Publikum in Deutschland bekannt.
 

»Buddenbrooks«  (1923)

1923 wurde die erste Verfilmung eines Werks von Thomas Mann uraufgeführt. Regisseur des Stummfilms war Gerhard Lamprecht, der mit Alfred Fekete und Luise Heilborn-Körbitz auch das Drehbuch schrieb. Thomas Buddenbrook und die mit ihm verbundenen Handlungsstränge stehen im Mittelpunkt des 120 Minuten langen Films, die Hauptrolle wurde von Peter Esser (1886-1970) gespielt. Vollständig erhalten ist dieses Werk leider nicht, immerhin konnten 2001 insgesamt 82 gerettete Minuten zu einer restaurierten Fassung zusammengefügt werden.

»Buddenbrooks«  (1959) 

Auch bei der Buddenbrooks-Verfilmung des Jahres 1959 (zwei Teile, 99 bzw. 107 Minuten lang) war Erika Mann beteiligt, sie schrieb das Drehbuch gemeinsam mit Harald Braun und Jacob Geis. Starbesetztes Unterhaltungskino, so das Resümee der zeitgenössischen Filmkritik. Das Filmprojekt ging relativ frei mit der Romanhandlung um, nicht immer aus heute nachvollziehbaren Gründen. Werner Hinz spielte den Jean Buddenbrook, Lil Dagover die Elisabeth, Hansjörg Felmy war als Thomas zu sehen, Hanns Lothar als Christian, Liselotte Pulver als Tony. Regie führte der Schriftsteller und Regisseur Alfred Weidenmann, dessen Karriere während der NS-Zeit in der Reichsjugendführung begonnen hatte und der in späteren Jahren als TV-Regisseur sehr erfolgreich war (u.a. »Derrick«).

»Buddenbrooks«  (1979) 

In 617 Minuten lässt sich viel Romanhandlung unterbringen – in elf Teilen wurde „Buddenbrooks“ dem deutschen ARD-Publikum im Herbst 1979 präsentiert. Der Film von Regisseur und Drehbuchautor (letzteres gemeinsam mit Bernt Rothert) Franz Peter Wirth war ein großer Publikumserfolg. Das Erzähltempo langsam, die Ausstattung gediegen – mit prominenten Namen verschiedener Schauspielgenerationen: Carl Raddatz, Martin Benrath, Ruth Leuwerik, Volkert Kraeft, Gerd Böckmann, Reinhild Solf, Marion Kracht, Michael Degen, Rolf Boysen, Klaus Schwarzkopf, Günter Strack und vielen anderen.

»Buddenbrooks«  (2008) 

Heinrich Breloer verwirklichte als Drehbuchautor und Regisseur nach »Die Manns« im Jahr 2008 auch die Verfilmung des Romans »Buddenbrooks«, sein erster reiner Spielfilm. Der Film reduzierte aus dramaturgischen Gründen das Personal des Romans. Der aufwändig ausgestattete Film präsentierte eine eindrucksvolle Besetzungsliste mit sehr bekannten Schauspielerinnen und Schauspielern: u.a. Jessica Schwarz als Tony, Mark Waschke als Thomas, August Diehl als Christian, Armin Mueller-Stahl als Konsul Jean Buddenbrook und Iris Berben als Konsulin. Neben der Kinofassung wurde eine zweiteilige (2x90 Minuten) Fassung für das Fernsehen produziert, die auf Arte und auf Das Erste (ARD) ausgestrahlt wurde. Das Buch zum Film ist bei S. Fischer und als Fischer Taschenbuch lieferbar.

»Tonio Kröger« und  »Wälsungenblut« (1964 und 1965) 

Rolf Thiele verfilmte 1964 »Tonio Kröger« mit dem französischen Star Jean-Claude Brialy als erwachsener Tonio, und Mathieu Carrière in den Jugendszenen. Das Drehbuch schrieben Ennio Flaiano und wiederum Erika Mann, die allerdings bei diesem Projekt nicht am Set anwesend war. Drehorte waren u.a. Lübeck und Florenz. Der Film wurde am Ende 1964 während der Filmfestspiele Venedig erstmals gezeigt. Neben Brialy und Carrière waren auch Nadja Tiller, Werner Hinz, Rudolf Forster, Walter Giller, Theo Lingen und Gert Fröbe zu sehen.  Bezüglich dieses Films erklärte sich 1964 Erika Mann zu einem Interview bereit.

Unmittelbar nach »Tonio Kröger« drehte Rolf Thiele einen zweiten Film - im Januar 1965 kam »Wälsungenblut« in die Kinos, nach Thomas Manns skandalumwitterter Erzählung, die 1906 kurz vor der Publikation in der »Neuen Rundschau« zurückgezogen wurde und erst 1921 (als Privatdruck) erschien. Michael Maien und die noch völlig unbekannte griechische Schauspielerin Elena Nathanael spielten die Zwillinge Siegmund und Sieglinde, Gerd Baltus, Rudolf Forster, Margot Hielscher spielen weitere Rollen.

»Königliche Hoheit«  (1953) 

Ein weiterer Roman Thomas Manns wurde schon zu Lebzeiten des Autors verfilmt: »Königliche Hoheit«. Besetzt waren die Rollen mit zu dieser Zeit höchst populären Mimen Dieter Borsche und Ruth Leuwerik als Liebespaar Prinz Klaus Heinrich und Imma, auch der Stummfilmstar Lil Dagover spielte mit. Harald Braun führte Regie, gedreht wurde vor allem in Fulda und Göttingen. Das Drehbuch (das einen neuen Schluss erfand) schrieben Georg Hurdalek, Hans Hömberg und Jochen Huth. Wie später in »Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull« übernahm Erika Mann in »Königliche Hoheit« eine kleine Nebenrolle – und war während der Dreharbeiten Beraterin. Lil Dagover (»Gräfin Löwenjoul«) erhielt ein Jahr nach der Uraufführung den Bundesfilmpreis in der Sparte »Beste weibliche Nebenrolle«.
 

»Tod in Venedig« (1971) 

Verfilmungen profitieren nicht selten von der Berühmtheit der literarischen Vorlagen. Im Falle von »Morte a Venezia« von 1971 liegt der Fall etwas anders, denn die Adaption des Regiegenies Luchino Visconti ist nicht weniger berühmt als die Novelle. Sie verstärkte die Bekanntheit des Textes weltweit – und begeisterte viele Menschen für die Musik Gustav Mahlers, die im Film erklingt. Aus dem (erfolgreichen) Schriftsteller Gustav von Aschenbach wird bei Visconti der (erfolglose) Komponist, in der Auseinandersetzung mit der Musik zieht der Film zudem Verbindunglinien zum späten Roman »Doktor Faustus«. »Morte a Venezia« wird nicht selten als die bedeutendste Literaturverfilmung der Kinogeschichte bezeichnet, Hauptdarsteller Dirk Bogarde wurde mit ihr zum Weltstar.

»Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull«  (1957) 

Die in Deutschland wohl bekannteste Szene aller Thomas-Mann-Verfilmungen ist der Bluff, mit dem Felix Krull (Horst Buchholz) die Militärärzte von seiner Untauglichkeit für die Armee überzeugt. Kurt Hoffmann war der Regisseur des Schwarzweiß-Kinofilms mit Jungstar Buchholz in der Titelrolle, mit Liselotte Pulver, Paul Dahlke, Peer Schmidt, Werner Hintz, Paul Henckels, Heidi Brühl und vielen anderen. Wie »Königliche Hoheit« weicht die Krull-Verfilmung in manchem von der Vorlage ab, auch ein neuer Schluss wurde bewerkstelligt. Wieder lag sozusagen familiäre Autorisation vor, denn Erika Mann arbeitete am Drehbuch mit und war am Set aktive Beraterin (und Nebendarstellerin). Uraufgeführt im April 1957 in Berlin, war der Film nicht nur publikumswirksam, sondern erhielt zudem das Filmband in Gold als »bester abendfüllender Spielfilm« und sogar einen Golden Globe Award in der Kategorie »fremdsprachige Filme«.

»Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull«  (2021) 

Die Dreharbeiten zu »Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull« hatten 2020 mit großen Hindernissen zu kämpfen, denn die Corona-Pandemie war ausgebrochen. Detlev Buck führte Regie bei dieser Verfilmung, Daniel Kehlmann schrieb das Drehbuch. Die Kritik reagierte teils begeistert, teils ablehnend auf diese Umsetzung, aber unbestritten war Buck eine frische Version des Stoffs gelungen, mit Jannis Niewöhner als Felix Krull, außerdem mit Liv Lisa Fries, David Kross, Maria Furtwängler, Joachim Król, Désirée Nosbusch und vielen anderen. 114 Minuten ist diese Verfilmung lang, 2021 kam sie in die Kinos.

»Bekenntnisse des Hochstaplers Thomas Mann«  (2024) 

Die jüngste filmische Auseinandersetzung mit Thomas Mann und einem seiner Werke ist »Bekenntnisse des Hochstaplers Thomas Mann« des Kölner Filmemachers André Schäfer, eine Art Doppelporträt in 91 Minuten, in dem die Leben des Autor und seines Romanhelden Felix Krull ineinanderlaufen. Spielszenen werden mit dokumentarischen Aufnahmen verwoben. Thomas, Katia und Golo Mann kommen im O-Ton zu Wort, Briefe und Tagebuchtexte werden gelesen. Sebastian Schneider spielt die Hauptrolle.

»Der Zauberberg« (1982) 

Hinsichtlich der Romanhandlung recht werktreu verfuhr Regisseur Hans W. Geißendörfer mit seiner Verfilmung von »Der Zauberberg«, die im Februar 1982 in die Kinos kam. Im 153 Minuten langen Film spielten Christoph Eichhorn (Hans Castorp) und Marie-France Pisier (Clawdia Chauchat) die Hauptrollen, die weiteren Rollen wurden mit bekannten deutschen Schauspielern wie Hans Christian Blech, Margot Hielscher, Irm Hermann, Helmut Griem, Buddy Elias und Rolf Zacher besetzt. Auch Oscarpreisträger Rod Steiger (als Mynheer Peeperkorn) und Chanson-Legende Charles Aznavour (als Naphta) waren zu sehen. Eine (erheblich längere) dreiteilige TV-Version wurde 1984 im ZDF gezeigt.

»Unordnung und frühes Leid« (1976) 

Franz Seitz junior hatte als Autor und Produzent der beiden Rolf-Thiele-Filme Mitte der sechziger Jahre schon große Erfahrungen mit der Adaption von Werken Thomas Manns. Bei »Unordnung und frühes Leid« mit Ruth Leuwerik und Martin Held (als Gerda und Abel Cornelius) war Seitz Autor, Produzent und Regisseur zugleich. 86 Minuten lang war dieser Film, der 1976 gedreht wurde und im darauffolgenden Jahr in die Kinos kam.

»Mario und der Zauberer« (1994) 

13 Jahre nachdem Klaus Maria Brandauer in der Klaus-Mann-Verfilmung »Mephisto« brilliert hatte, verkörperte der österreichische Star noch einmal einen charismatischen Verführer in Zeiten einer Diktatur. Den Cipolla aus »Mario und der Zauberer« spielte er im Kinofilm von 1994 - zudem führte er Regie. Julian Sands, Anna Galiena, Rolf Hoppe, Elisabeth Trissenaar und Pavel Greco spielten weitere Rollen in dieser Verfilmung, die gleich in mehrerer Hinsicht von der Vorlage abwich, am auffälligsten mit einem neuen Schluss, in dem Mario versehentlich durch einen Schuss zu Tode kommt, der dem Zauberer Cipolla gegolten hatte.

»Lotte in Weimar« (1975) 

Der Goethe in Thomas Manns »Lotte in Weimar« sei einer seiner drei Lieblingshelden in der Literatur, meinte Marcel Reich-Ranicki einmal. Im DEFA-Film von Egon Günther aus dem Jahr 1975 spielte mit Martin Hellberg ein prominenter Repräsentant des DDR-Theaters den Dichterfürsten. Rolf Ludwig, Hilmar Baumann, Jutta Hoffmann und Katharina Thalbach sind ebenfalls zu sehen. Star und Hauptfigur war allerdings eindeutig eine berühmte Schauspielerin aus dem kapitalistischen Ausland: Lilly Palmer spielte die Lotte (und erhielt im Gegensatz zum Film glänzende Kritiken). Auch an historischer Stätte, im Weimarer »Hotel Elefant« wurde gedreht, außerdem in den Babelsberger Filmstudios.

»Doktor Faustus« (1982) 

Franz Seitz war im Jahr 1982 noch einmal Regisseur einer großen Thomas-Mann-Verfilmung. Ein Teil der feuilletonistischen Filmkritik sah sich im (Vor-)Urteil bestätigt, dass der späte Roman »Doktor Faustus« nur schwer, vielleicht sogar niemals überzeugend verfilmt werden könne. Andererseits erhielt der 137 Minuten lange Film den Bayerischen Filmpreis 1983 und wurde bei den Internationalen Filmfestspielen in Moskau ausgezeichnet. Jon Finch spielte Adrian Leverkühn, André Heller den Satan, Hanns Zischler den Dr. Serenius. In einer Nebenrolle ist der junge Herbert Grönemeyer zu sehen.